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Verzicht auf Zahnpflege aus wirtschaftlichen Gründen in der Schweiz: Eine bevölkerungsbasierte Querschnittsstudie über sechs Jahre

Idris Guessous, Jean-Marc Theler, Claire Durosier Izart, Silvia Stringhini, Patrick Bodenmann, Jean-Michel Gaspoz, Hans Wolff.
Forgoing dental care for economic reasons in Switzerland: a six-year cross-sectional population-based study.BMC Oral Health, 30. September 2014, doi: 10.1186/1472-6831-14-121.

Zusammenfassung

Hintergrund: Obwohl die Mundgesundheit Teil der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens ist, bestehen weiterhin Unterschiede in der Mundgesundheit. Zu den Mechanismen, die dies erklären könnten, gehören sozioökonomische Faktoren, die den Zugang zur zahnärztlichen Versorgung beeinflussen können, wenn es keine allgemeine Zahnversicherung gibt. Wir haben die Entwicklung, die Prävalenz und die Determinanten (einschließlich sozioökonomischer Faktoren) des Verzichts auf Zahnpflege aus wirtschaftlichen Gründen in einer Schweizer Region über einen Zeitraum von sechs Jahren untersucht.

Methoden: Wiederholte bevölkerungsbasierte Erhebungen (2007-2012) einer repräsentativen Stichprobe der erwachsenen Bevölkerung im Kanton Genf, Schweiz. Der Verzicht auf Zahnbehandlungen, der sozioökonomische und Versicherungsstatus, der Zivilstand und das Vorhandensein von unterhaltsberechtigten Kindern wurden anhand standardisierter Methoden beurteilt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 4 313 Personen eingeschlossen, von denen 10,6 % (457 / 4 313) angaben, in den letzten 12 Monaten aus wirtschaftlichen Gründen auf Zahnbehandlungen verzichtet zu haben. Der Bruttoprozentsatz reichte von 2,4 % in der reichsten Gruppe (monatliches Einkommen ≥ 13 000 CHF, 1 CHF ≈ 1 $) bis zu 23,5 % unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit dem niedrigsten Einkommen (<3 000 CHF). Seit 2007/8 blieb der Verzicht auf Zahnbehandlungen weitgehend stabil, aber bei den Personen mit einem Monatseinkommen von <3 000 CHF stieg der bereinigte Prozentsatz von 16,3 % im Jahr 2007/8 auf 20,6 % im Jahr 2012 (P Trend = 0,002). Der Verzicht auf Zahnbehandlungen aus wirtschaftlichen Gründen war mit einem niedrigeren Einkommen, einem jüngeren Alter, dem weiblichen Geschlecht, aktivem Rauchen, unterhaltsberechtigten Kindern, dem Status geschieden und nicht mit einem Partner zusammenlebend, dem Fehlen einer zusätzlichen Krankenversicherung und der Gewährung eines Zuschusses zur Krankenversicherungsprämie verbunden.

Schlussfolgerungen: In einer Region wie der Schweiz ohne allgemeinen Versicherungsschutz in der Zahnversicherung war die Prävalenz des Verzichts auf Zahnbehandlungen aus wirtschaftlichen Gründen hoch und stark einkommensabhängig. Es sollten Anstrengungen unternommen werden, um zu verhindern, dass Bevölkerungsgruppen mit hohem Risiko auf Zahnbehandlungen verzichten.

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