Prävalenz und Prädiktoren psychischer Belastung vor, während und nach einer COVID-19 Pandemiewelle im Jahr 2021 in der Schweiz
Stephanie Schrempft, Nick Pullen, Hélène Baysson, Ania Wisniak, María-Eugenia Zaballa, Francesco Pennacchio, Peter Vollenweider, Pedro Marques-Vidal, Martin Preisig, Idris Guessous & Silvia Stringhini, im Namen der Specchio-COVID-Studiengruppe19.
Prevalence and predictors of psychological distress before, during, and after a COVID-19 pandemic wave in Switzerland, 2021. Journal of Psychiatric Research 158 (2023) 192-201. doi: 10.1016/j.jpsychires.2022.12.042.
Zusammenfassung:
Hintergrund: Die akuten und langfristigen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit geben Anlass zur Sorge. Diese Studie untersuchte die Prävalenz und Prädiktoren von psychischer Belastung vor, während und nach einer Pandemiewelle in der Schweiz im Jahr 2021.
Methoden: Die Prävalenz von psychischer Not wurde bei Erwachsenen im Alter von 35 bis 96 Jahren mithilfe eines im Juni 2021 angebotenen Online-Fragebogens geschätzt (Specchio-COVID19-Kohorte, N = 3965) und mit den Werten von 2003 bis 2006 verglichen (CoLaus|PsyCoLaus-Kohorte, N = 5667). Angst und Depression wurden von Februar bis Juni 2021 mithilfe der GAD-2- bzw. PHQ-2-Skalen bewertet.
Ergebnisse : Die Prävalenz von psychischer Not im Juni 2021 nach der Pandemiewelle (16,0 % [95 % KI, 14,6 %-17,4 %]) war vergleichbar mit dem Niveau vor der Pandemie (15,1 % [14,0 %-16,2 %]). Angst und Depression waren zu Beginn der Pandemiewelle im Februar 2021 am höchsten und gingen von Februar bis Juni 2021 mit der Lockerung der Maßnahmen zurück. Zu den Prädiktoren für psychischen Distress gehörten: jünger, weiblich, alleinerziehend, arbeitslos, geänderte Arbeitszeiten oder Verlust des Arbeitsplatzes in den letzten 6 Monaten, Wahrnehmung einer größeren Schwere und Ansteckungsfähigkeit von COVID-19 und anhaltende Symptome (post COVID).
Schlussfolgerung: Im Juni 2021, nach einer Pandemiewelle, war die Prävalenz von psychischer Belastung näher am präpandemischen Niveau. Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit zusätzlicher Unterstützung im Bereich der psychischen Gesundheit in Zeiten, in denen die Regierungspolitik in Bezug auf COVID-19 strenger ist; sie legen jedoch auch nahe, dass sich der Einzelne relativ schnell an die sich ändernden Rahmenbedingungen anpassen kann.
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